Jeder der 34 Mio. Haushalte in Deutschland ohne einen Aufkleber “Bitte keine Werbung” erhält jährlich 33 kg Papier in Form von unadressierter Werbung. (Studie der Schiller Universität Jena 2015).
Bis zu 90 % der Werbung und kostenlosen Zeitungen landen ungelesen im Müll.
33 kg Werbung verursachen einen Ressourcenverbrauch von: 48,4 kg Holzfasern, 13,2 kg Altpapier, 1.265 Liter Wasser, 132 KWh Energie und emittieren 33 kg CO2. (BUND 2007)
3.000 Coffee to go - Einwegbecher könnte man mit 33 kg Papier herstellen. (Deutsche Umwelthilfe, Standard-Pappbecher mit 11 g Bechergewicht, 0,3 l Füllvolumen, Stand 01.09.2015)
In Tübingen gibt es die meisten Werbeverweigerer mit 77,9 % aller Haushalte. In München verweigern bereits 64,1% der Haushalte kostenfreie Werbung - 1. Platz der Großstädte (Zeitungsmarktforschung Gesellschaft der deutschen Zeitungen (ZMG) mbH, März 2021). Von knapp 46 Mio. deutschen Haushalten weisen gut 13 Mio. oder etwa 28% kostenfreie Werbung ab - ein Anstieg von ca. 400.000 gegenüber dem Vorjahr. Link
Struktur der Briefkastenbesitzer (eigene Schätzung):
ca. 20% „Schnäppchenjäger“ – lesen aktiv bzw. regelmäßig Werbezeitschriften
ca. 20% „Werbeverweigerer“ – postsprachliche Bezeichnung für Werbeaussteiger mit einem Aufkleber
ca. 60% „Passive Briefkastenbesitzer“ die weder einen Abwehraufkleber anbringen, noch regelmäßig die Werbesendungen lesen.
Eine Umfrage von Yougov.de vom 25.02.2019 unter 4.978 Befragten - repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren: „Inwieweit stimmen Sie der folgen Aussage zu? Ich erhalte gerne unadressierte Briefwerbung, sogenannte Postwurfsendungen“ ergab eine Ablehnung-Quote von 76% ! Link
Wer profitiert von Papierwerbung: Einzelhandelsketten, Versandhändler, Logistikfirmen, Verteildienste, Papierfabriken, Werbeagenturen, Druckereien und Zeitungsverlage generieren mit der Papierwerbung Umsatz.
Wer leidet unter dem Werbemüll: Hausmeisterdienste die den Papiermüll entsorgen; Anwohner die Papiermüll im Eingangsbereich, auf Straßen und in verstopften Briefkästen ertragen müssen; die Umwelt durch Abholzung natürlicher Wälder, Anlegen von Plantagen in Monokultur, Artensterben, klimaschädlicher CO2-Ausstoß durch Energieverbrauch bei Herstellung und Transport; unsere Kinder deren Lebensgrundlagen zerstört werden; Werbeempfänger verbringen oft ungewollt Freizeit mit der „Lektüre“ oder lassen sich ggf. zu unnötigen Spontankäufen hinreißen.
Lokale Prospekte findet der Verbraucher effektiv und umweltschonend im Internet z. B.: www.kaufda.de - digitale Suchfunktion nach gewünschten Artikeln inklusive.
Rechtliche Grundlage: Der Bundesgerichtshof hat schon 1988 klargestellt: ungewollte Werbung ist eine Verletzung der Persönlichkeitsrechte (VI ZR 182/88). Das Gericht hat damit festgehalten, dass entsprechende Aufkleber, zum Beispiel mit der Aufschrift „bitte keine Werbung“, von werbenden Unternehmen beachtet werden müssen!
Zeitungsstapel im Hauseingang? Zeitungen passen in den Briefkasten und dürfen nicht als Zeitungsstapel auf Gemeinschaftsflächen abgelegt werde. Verlage beschönigen so gern ihre Auflagezahlen oder Austräger von Wochenblättern sparen Arbeitszeit. In einem BGH-Urteil vom 10.11.2006 (Az. V ZR 46/06), in dem es um die Ablage von jährlich neu aufgelegten Branchenbüchern im Eingangsbereich ging, wird festgehalten, dass Mieter das Recht haben, Sendungen, die nicht in den Briefkasten passen, dadurch entgegen zunehmen, dass diese im Hausflur abgelegt … und müssen bei Nichtabnahme durch den Verteiler wieder entfernt werden.
Gängige Praxis von Zeitungsverteilern ist es auch, dass Stapel von Werbeblättern direkt in die übliche Entsorgungskiste für Werbemüll nahe den Briefkästen gelegt werden. Die Papiermüllkiste ist oft kein schöner Blickfang, zieht sonstigen Restmüll an und ist auch aus Brandschutzgründen fraglich. Ein sauberer Eingangsbereich ist die Visitenkarte eines Hauses. So ist das "Entsorgen der Entsorgungskiste" in doppelter Hinsicht eine sinnvolle Maßnahme.
Der Friseur-Trick: Oft legen Verteiler große Stapel von Wochenzeitungen in Imbissen, Barber-Shops oder ähnlichen Lädchen ab. Ein winziger Teil wird gelesen, der Rest landet unbenutzt im Papiermüll. So kommt es, dass die Auflage von Wochenzeitungen signifikant über den lokal verfügbaren Briefkästen (ohne Abwehraufkleber) liegt. Der Millimeter-Preis für Anzeigenkunden hängt ja von der Auflage ab.
Die Deutsche Post bietet ein Auftragssystem „Postaktuell Manager“ für das Buchen von Papierwerbung durch Handelsmanager an. Hier werden per Klick große Werbekampagnen ausgelöst und jährlich …zigtausend Tonnen Papier disponiert. Monatlich wird in diesem System auf Ebene der deutschen PLZ-Gebiete die aktuelle Zahl von Briefkästen von Werbeverweigerern eingepflegt. Die Zahlen werden laut telefonischer Auskunft der ZMG durch die Zusteller der Deutschen Post erhoben. Tipp: Ein Kunde der Deutschen Post – z.B. Postfachinhaber – kann sich eine EKP-Nummer (Kundennummer) unter Deutsche Post AG, Kundenservice, 53247 Bonn zusenden lassen und damit direkt im Postaktuell Manager recherchieren.
Geld sparen durch Heizen mit Altpapier? Verbrennen von Werbepost in Privatöfen ist gemäß 1. BimSchV illegal. Verbrennendes Papier setzt Feinstaub, Dioxine, Teer oder krebserregende Kohlenwasserstoffe frei und belastet die Luft.
Passiv-Umkehr – Briefkästen im Gespräch mit Anwohnern und Hausmeisterdiensten selber AKTIV bekleben.
Die Zahlen der Werbeverweigerer im Postaktuell Manager prüfen und falsche Zahlen verhindern.
Neutrale Aufkleber günstig bestellen bei werbeausstieg.de. Ganz im Sinne des Kohleausstiegs ist jeder Briefkasten ein kleiner Hambi :)